125 Jahre Stada: Der Erfolg begann mit einer guten Idee

Mit einer Initiative von Apothekern begann vor 125 Jahren die Erfolgsgeschichte von Stada. Eine Gruppe von Pharmazeuten schloss sich zu einer Genossenschaft zusammen, um gemeinsam Arzneimittel zu produzieren und zu vermarkten.

Pharmazie-Historiker datieren die Geburtsstunde von Stada auf den 14. März 1895. In Dresden gründete sich ein Apothekerverein mit dem Ziel, eigene und qualitativ hochwertige Präparate zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unter möglichst wirtschaftlichen Bedingungen herzustellen. Der wachsende Wunsch von Pharmazeuten zur Zusammenarbeit führte auch in Städten wie Berlin, Darmstadt und Würzburg zur Gründung weiterer Apothekervereine. Die Gemeinschaftspräparate wurden zunächst in sehr kleinem Kreis in den beteiligten Apotheken hergestellt. Ab 1903 regelte der seit 1872 bestehende Deutsche Apothekerverein die Selbstherstellung von pharmazeutischen Spezialitäten, fünf Jahre später wurde das »Spezialitätenunternehmen« des Deutschen Apothekervereins aus der Taufe gehoben. Damit hielten Standards in die Arzneimittelproduktion Einzug wie die Herstellung nach identischen Vorschriften und eine einheitliche Konfektionierung sowie Preisgestaltung.

Mit der Machtergreifung im Deutschen Reich durch die Nationalsozialisten 1933 und der politischen Gleichschaltung vollzog sich auch die Gleichschaltung des Berufsstandes. Der Deutsche Apothekerverein wurde umgewandelt in die Standesgemeinschaft Deutscher Apotheker (St.D.A.) – und erst 1953 neu ins Vereinsregister eingetragen. Das Kürzel »St.D.A.« etablierte sich ab 1935 als »Stada« zum Verbandszeichen und wurde zum Oberbegriff für alle nach einheitlichen Rezepturen in Apotheken hergestellten Präparate.

Während des Zweiten Weltkriegs trieb die Stada so gut es ging ihre Aktivitäten voran. Im Vordergrund stand die Rückgewinnung der Rezeptur verbunden mit der wissenschaftlichen Aufwertung der Apotheke. Im neu eingerichteten »Institut für Arzneimittel« im Hygiene-Museum in Dresden wurden neben der laufenden Überprüfung von Präparaten neue Vorschriften und Verfahren zur Herstellung von Arzneimitteln und Rezepturen ausgearbeitet. Eine in München eröffnete Geschäftsstelle von Stada fiel 1944 dem Bombenkrieg zum Opfer und wurde nach Halle an der Saale verlegt, wo die Arbeit mit Kriegsende aber eingestellt werden musste.

Nach dem Krieg nahm Stada 1948 an zwei verschiedenen Standorten die Arbeit wieder auf. Im Fokus der neu gegründeten »Stada-Nord« in Essen und »Stada-Süd« in Tübingen standen Produkte zur Selbstmedikation. Die beiden Genossenschaften verschmolzen 1954 zu einem Unternehmen, der »Stada, Standardpräparate Deutscher Apotheken«, das nach Frankfurt am Main verlegt wurde. Es erfolgte die Eintragung des Warenzeichens »Stada«. Drei Jahre später stand, zunächst für Verwaltung und Lager, ein erneuter Umzug nach Bad Vilbel vor die Tore Frankfurts an. Noch heute befindet sich dort die Zentrale der Stada Arzneimittel AG. Bis 1961 wurden Stada-Arzneimittel ausschließlich in Apotheken gefertigt. Mit einem Beschluss der Vertreterversammlung durfte danach auch in Bad Vilbel produziert werden, wo sich inzwischen ein moderner Arzneimittelbetrieb entwickelt hatte. Um mehr Kapital zu generieren, wechselte das Unternehmen 1970 die Rechtsform und aus der Genossenschaft wurde eine Aktiengesellschaft, die ihre Anteilsscheine aber ausschließlich an Apotheker ausgab. Stada war auf Expansionskurs, gründete 1971 die Firmen Niddapharm und Stadapharm und kauft das Uzara-Werk. Vier Jahre später begann der Einstieg ins Generika-Geschäft als Ergänzung zum bis dahin dominierenden OTC-Sortiment. Einer der großen Erfolge war der Blutdrucksenker Nifedipin.

Von der Genossenschaft zum Pharmakonzern

Mitte der 1980er-Jahre begann Stada international zu expandieren. Das Wachstum des Unternehmens lag seit fünf Jahren deutlich über dem des deutschen Pharmamarkts und Vorstand und Aufsichtsrat präsentierten den inzwischen mehr als 10.000 Aktionären das bislang beste Geschäftsergebnis. Das Unternehmen kaufte beziehungsweise gründete Unternehmen in der Schweiz und Österreich, es folgen Firmengründungen in Belgien und den Niederlanden sowie in Asien. 1993 wurde der Aktionärskreis erweitert und erstmals konnten neben Apothekern und Beschäftigten des Unternehmens auch Nichtapotheker Aktionäre von Stada werden. Ein Jahr später beschäftigte der Pharmakonzern rund 650 Mitarbeiter und verzeichnete einen Umsatz von circa 200 Millionen DM. Zum 100-jährigen Bestehen 1995 rangierte Stada nach Absatz unter den Top Ten der Branche in Deutschland.

Die beiden deutschen Tochtergesellschaften Stadapharm und Stada OTC Arzneimittel übernahmen 1995 das Kerngeschäft des Unternehmens, die Vermarktung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln beziehungsweise von Präparaten für die Selbstmedikation. Am Standort Bad Vilbel verblieben die galenische Forschung, die Produktion, Zulassung und Qualitätssicherung. Ein Jahr später erwarb Stada den Generikavertrieb Aliud Pharma und expandierte weiter nach Frankreich und Tschechien. Der Börsengang folgte 1997, die Aufnahme des Unternehmens in den Börsenindex MDAX 2001. Die Internationalisierung schritt voran mit Auslandsakquisitionen in DänemarkSpanienPortugalItalienGroßbritannienSerbienRussland und Asien. Unter dem Markennamen »Silapo« kam 2008 das erste Biosimilar des Konzerns zur Behandlung von Anämie auf den deutschen Markt, 2013 erfolgte der Einstieg in die personalisierte Arzneimitteltherapie mit »Stada Diagnostik«. Im Folgejahr nahm die Vertriebsgesellschaft »Stadavita« für den Bereich Nahrungsergänzunsmittel und Kosmetik ihre Arbeit auf. Der Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr 2005 verdoppelte sich 2015 auf rund 2,1 Milliarden Euro.

Seit 2017 gehört das Unternehmen mit inzwischen weltweit gut 12.400 Mitarbeitern den Finanzinvestoren Bain und Cinven. Nach der Übernahme von Stada beginnend im Jahr 2017 und dem Delisting der Stada-Aktien im Jahr 2019 befinden sich derzeit noch rund 2 Prozent der Aktien in Streubesitz von Minderheitsaktionären, die per Barabfindung ausgelöst werden sollen.

Der Weg geht weiter in Richtung Expansion bei Stada, auch unter den neuen Eignern. Im Februar 2020 kaufte der Konzern 15 OTC-Markenprodukte vom britischen Pharmariesen Glaxo-Smith-Kline. Bereits vergangenen November wurden Präparate des japanischen Herstellers Takeda übernommen sowie weitere OTC-Produkte des Tschechischen Herstellers Walmark. Das noch kleine, aber vielversprechende Geschäft mit Spezialmedikamenten stärkte Stada im Oktober 2020 durch die Übernahme einer Therapie gegen fortgeschrittene Parkinsonerkrankungen vom schwedischen Anbieter Lobsor Pharmaceuticals. Die Halbjahresbilanz in diesem Jahr fiel entsprechend gut aus. Der Hersteller so bekannter Produkte wie Curazink, Grippostad, Mobilat oder der Sonnenschutzlinie Ladival verbuchte für die ersten sechs Monate 2020 einen deutlichen Umsatzanstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die gute Idee einer kleinen Apothekergenossenschaft ist weiter auf Erfolgskurs.

Quelle: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/der-erfolg-begann-mit-einer-guten-idee-121295/